Morgenlied

[483] Auch die Nacht ist verflossen

Und weicht dem Tage-Schein,

Mein Hertz ist unverdrossen

Und danket dir allein,


Herr Jesu, Heil der Frommen,

Daß du auch diese Nacht

Mich hast in Schutz genommen

Und väterlich berwacht.


Du bist die wahre Sonne,

Der Sünden-Nächte Zwang,

Drum bleib auch meine Wonne

Und leuchte meinem Gang.


Reiß aus der Sünden Nöte

Mich, dein erworbnes Guth,

Und meiner armen Seele

Hilf durch dein theures Blut.
[483]

Leit mich auf deinen Steigen,

Zeig mir des Lebens Pfad,

Daß ich mich nicht mag neigen

Auf ein'ge Missethat.


Und möchte mich betrügen

Ein irgend schnöder Lauf,

Laß, Jesu, mich nicht liegen,

Heb mich, dein Schäflein, auf.


Schleuß um mich deine Hände,

Kommt dann mein Stündelein,

Nimm durch ein seelig Ende

Mich in den Himmel ein.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 483-484.
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