Terra vale! æternas mens mea quærit opes

[38] Was wilst du armes Leben

Dich trotzig noch erheben,

Du must ohn Seumnüs fort!

Recht wie fern von der Erden

Die schnellen Wolcken werden

Zerflattert durch den Nort.


Das, was man vmd dich spüret,

Was dich betrieglich zieret,

Dein Ansehn, deine Gunst,

Ist nur ein Hauß der Plagen,

Vnd, recht davon zu sagen,

Ein Schatten, Rauch vnd Dunst.


Du zeigst an allen Enden

Vns mit Vntrewen Händen

Der Wollust falschen Schein.

Die sich verleiten lassen,

Was müssen sie erfassen?

Die strenge Seelen-Pein.


Drumb weil ich ja muß sterben,

So wil ich mich bewerben

Vmb ein recht gutes Gut:

Vmb ein standhafftes Leben,

Das Christus mir kan geben

Durch seiner Vnschuld Blut.


Herr Jesu, Zwang der Hellen,

Der Du vns Tausent stellen

Im Himmel auffgeräumbt,

Nimm mich in Deine Hände,

Weil meines Lebens Ende

Sich nahet vngesäumbt!


Eil' auß den finstern Hölen

Mit meiner armen Seelen,

Vnd bring mich an das Licht,

Da du selbst, Glantz vnd Sonne,

Mit Strahlen deiner Wonne

Verklährst mein Angesicht!


So werd' ich selbst anschawen,

Worauff wir hie nur bawen

Durch Glauben an dein Wort,

Vnd mit der Schaar der Frommen

Auß Sturm vnd Wellen kommen

Zu dem gewünschten Port.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 38-39.
Lizenz:
Kategorien: