Wander-Lied

[65] Dieß Pilger-Land lässt keinen ruhig bleiben,

Wir müssen stets vmbher vns lassen treiben,

So schickt es Gott, damit wir vns bey zeiten,

Zur letzten Fahrt aus dieser Welt bereiten:

Doch welcher inniglich

Mit zuvertrawen sich,

Auff seinen Gott kan gründen,

Ihm heimstellt Glück vnd Fall,

Der wird sich überall

Zu Haus' vnd wol befinden.


Ich lasse mich durch mein Verhängniß bringen,

Wohin das Liecht der Sonnen nicht kan dringen,

Wil jrrig gehn im heissen Mohren-Sande,

Werd' vnbekant zu Wasser vnd zu Lande,

Hab ich nur für vnd für

Gott, meinen Schutz, bey mir,

So wil ich selig leben,

Auch einen Lobgesang

Zu sonderlichem Danck

Ihm noch dabey erheben.


O Gott, der du die gantze Welt regierest,

Vnd vns, dein Volck, so wunderbarlich führest,

Komm, steh vns bey auff allen vnsern Wegen

Mit deinem Schutz vnd gnadenreichen Segen,

Sey auch an diesem Ort',

Herr, vns ein Felß vnd Hort,

Auff Den wir mögen bawen:

Wend' alle Noth vnd Pein,

Zieh mit vns aus vnd ein,

Vns, die wir Dir vertrawen.


Vnd, wenn wir nun den letzten Außzug halten

Aus dieser Welt, vnd durch den Todt erkalten,

Hilff vns getrost des Leibes Hütte räumen,

Daß wir vns nit aus schrecken selbst versäumen,

Brich ab dieß Erden-hauß,

Vnd führ die Seel' heraus,

Entreiß sie dem Getümmel,

Bring sie zu wahrer Ruh,

Vnd stell jhr wieder zu

Ihr Vaterland, den Himmel.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 65-66.
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