Ambiguis miserorum est ignibus uri

[89] Vor 1640.


Man sagt mir zwar, ich soll dich hassen

Vnd nicht mehr lieben wie ich pflag;

So kan ich doch nicht von dir lassen,

Ich fliehe dich auch wie ich mag.


Wie offt hab' ich mir vorgenommen,

Du soltest mir in meinen Sinn,

O Galathe, nun nicht mehr kommen,

Nein! Nein, ich lieb' als nie vorhin.


Wir seyn ja nicht zugleich geboren,

Es gleichen vnsre Sternen nicht;

Mir hatte Venus sich verlohren,

Dir aber schien' jhr helles Liecht.


Werd' ich durch List denn hintergangen,

Vnd hat man mir was beygebracht,

Daß ich so stets an dir muß hangen

Vnd ruhen weder Tag noch Nacht?


Seh' ich dich nicht, so fühl' ich Schmertzen;

Genieß' ich deiner Gegenwart,

So ist mir doch nicht wol im Hertzen,

Ich stehe bey dir wie erstarrt.


Die Rede wil mir gantz nicht fliessen,

Ich zittre wie ein Eßpen-Laub;

Der Augen Quell muß sich ergiessen,

Vnd bin wie Sinn-loß, Stumm vnd Taub.


Ich gläube, das auß dieser Ketten

Vnd auß dem harten Liebes-Streit

Mich Perseus selbst nicht könn' erretten,

Der doch Andromeden befreyt.


Darumb sol Cloto meinem Leben,

(Weil sonst mir nicht zu helffen steht,)

Die längst-gewünschte Endschafft geben:

Ob so ein Mensch der Lieb' entgeht?

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 89.
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