An Hn. Johann Reimann, Obristen Lieutenant vnd Hauptmann zu Ragnit

[165] 1646 d. 25. Weinmon.


Werd ich, Herr, dir auch entfallen

Bey der Außgab auff Martin?

Laß mein Gnadengeld mich ziehn,

Ich bedarff es ja für allen,

Traw es mir, ich leide Noht,

Vnd geniesse kaum noch Brod.


Sol ich von den Schulden sagen,

Die durch Centnerschwere Last

Mir nicht gönnen Ruh noch Rast

Vnd mich nächt- vnd täglich nagen?

O ein Creutz, das hoch betrübt

Den, der Ehr vnd Tugend liebt!


Obs vnd Laub ist von den Bäumen,

Sturm vnd Kälte treten an,

Vnd der Hirt eilt, wie er kan,

Wald, Gepüsch vnd Feld zu räumen,

Ich auch gehe vor daß Thor

Nicht so offt mehr alß zuvor.


Küch vnd Heerdt ist zu versorgen,

Holtz vnd Vnterhalt gebricht,

Denn von Renten leb ich nicht,

Soll ich aber weiter borgen?

Besser lauff ich in der Zeit,

Vnd das Thor ist mir nicht weit.


Hilff mir, Herr, auß diesen Nöhten

Vnd versichre dich dabey,

Daß es Helden rühmlich sey

Gunst erweisen vnß Poeten,

Denn der Nachwelt zeig ich an

Alles, waß du mir gethan.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 165-166.
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