Multa meum gaudia pectus agunt

[88] Vor 1640.


Was ist zu erreichen

Hie in dieser Zeit,

Das sich möchte gleichen

Meiner Frölichkeit?

Nun ich mein Verlangen

Kühnlich mag vmbfangen,

Vnd mit meines Lebens Zier

Einen Reyen führ'?


Aller Pracht der Erden

Ist nur Rauch vnd Wind

Neben den Geberden,

Die du trägst, mein Kind;

Nicht die Güldne Sonne

Macht mir solche Wonne;

Solchen Glantz befind' ich nicht

An des Mondes Licht.


Hier in diesen Armen,

In dem Frewden Saal'

Hoff' ich zu erwarmen

Tausent-Tausent mal;

Hier in diesem Hertzen

End' ich meine Schmertzen;

Diese Brust sol meiner Pein

Niederlage seyn.


Mit den schönen Händen,

Welche Marmor ziert,

Wil sie mir verpfänden

Alles was sie führt;

Auff dem süssen Munde

Sol ich manche stunde

Künfftig weyden meinen Geist,

Der sich mir entreisst.


Liebste, laß vns leben!

Sey mein Trost in Noht!

Ich wil dir mich geben

Auch biß in den Todt;

Fleuch das rechte Lieben

Länger auffzuschieben,

Fort! hab' ich doch Recht dazu,

Was ich mit dir thue!

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 88.
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