Quære animas viles lascive

[45] Vor 1638.


Was von mir dein leichter Sinn,

Tyrsis, zu begehren scheinet,

Geb' ich dir vnd keinem hin,

Der mich nicht in Ehren meinet,

Keinem, der mich nur durch List

Auff zu setzen willens ist.


Schweine lieben Schlamm vnd Koht,

Eulen Nacht vnd wüste Hölen;

Was sucht jhr Gefahr vnd Tod

Hie in meiner Keuschen Seelen,

Der an stat verfluchter Lust

Gott vnd Tugend ist bewust?


Weg mit ewrem Seiten-spiel

Welches jhr mir zugefallen

Auff der Strassen ohne Ziel

Lasset abendlich erschallen!

Solche Worte, solch Gethön

Führt die Hellische Syreen.
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Ist denn meiner Haare Gold,

Meiner Wangen Liecht vnd Leben

Euch zu dienen, wie Ihr wolt,

Mir zu hohn vnd Spott gegeben?

Nein der Schönheit Eigenthum

Sieht auff reiner Keuschheit Ruhm.


Ey wie würde meine Zier

So ein schönes Lob erlangen,

Solt ein solcher, gleich wie Ihr

Schon mit jhrem Raube prangen!

Was ist derer Rosen Schein,

Welche schon berühret seyn?

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 45-46.
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