[Ich schlief, da trat zu meinem Bett der Teufel]

[177] Ich schlief, da trat zu meinem Bett der Teufel,

Der Teufel, wie er lebt und leibt,

Und sprach zu mir: »Du hast wohl ohne Zweifel

Ein Opiat, das süß betäubt?«

Ich sagte: Nein! »So labst du dich an Weine,

Der Feuer in die Glieder geußt?«

Ich sagte: Nein! »Doch ist ein Sänger deine,

Deß Lippe dir wie Honig fleußt?«

Ich sagte: Nein! »So hast du doch ein Weibchen

Das dich mit holdem Reiz beglückt?«

Ich sagte: Nein! »So ist vielleicht dein Täubchen

Ein Knabe, der noch mehr entzückt?«

Ich sagte: Nein! Da hub er auf die Hände,

Ausrufend: »Nein und ewig Nein!

Unglücklicher, schlaf' ewig und ohn' Ende!

Ein Fluch für dich ist wach zu sein.«

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Georg Friedrich Daumer: Hafis. Hamburg 1846, S. 177.
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