[In's Dörfchen hinein]

[239] In's Dörfchen hinein

Vom Quelle daher

Hinwallt' ich und trug

Die Welle so schwer,

Ging sacht und sinnend

Am Stalle hin,

Aufwieherte helle

Der Braune drin.

Mir däuchte zugleich,

Als höret' ich einen

In ringender Qual

Aufseufzen und weinen.

Und hin den Einer

Zur Erde gesetzt,

Aufthat ich leise

Die Thüre jetzt.

Ihn, dem ich hold,

In Thränen erblickt' ich,

Um seinen Hals

Die Arme strickt' ich.

»Was weinst du, mein Lieb,

Was stöhnst du, mein Reiter?

Was meinst du, mein Trieb,

Er trage mich weiter?

Dein ist, wie es war,

Mein Herze noch immer,[240]

Untreue befleckt

Das redliche nimmer.

Wie Fluthen im Quelle,

So lauter und licht,

So ist mein Lieben;

O zweifle nicht!«

Quelle:
Georg Friedrich Daumer: Hafis. Hamburg 1846, S. 239-241.
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