Doch je kühler der Abend dich von mir weist

[268] Der lüsterne Abend kommt durchs Fenster mit Wohlgeruch,

Als murmelt er vor sich hin manch verführenden Spruch.

Er will dich im Dunkel von meiner Seite fortrücken.

Er stiehlt dich meinen Augen, bis ich nichts behielt

Als dein Bild im Geist und mein stilles Entzücken

Und deine Hände, die mich dunkel an sich drücken.

Doch je kühler der Abend dich von mir weist,

Desto wärmer dein Atem um meinen kreist,

Desto näher meine Lippen zu deinen rücken.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 268.
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