Du und ich

[235] Du und ich!

Wunschlose Seligkeit

Strömt deine Nähe über mich.[235]

Der Alltag wird zur Sonntagszeit,

Unsterblich schlingt das Leben sich

Um uns. Und Menschengöttlichkeit

Fühl' ich bei dir durch dich.


Was einst gewesen, weiß ich kaum.

Die enge Welt wird weiter Raum.

Und Holz wird Eisen, Eisen Holz

Und Stolz wird Demut, Demut Stolz.

Gar wunderbare Weisen

Singt dann bei seinem Kreisen

Mein Blut im Paradies für mich.

Es haben alle Wünsche Ruh', –

Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.

Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 235-236.
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