Maiblüten sind sorglose Lasten

[253] Wie des Weines Geist duften die Blüten draußen,

Und vorbei ist das endlose Fasten.

Ein Singen ist tagelang und nachts ohne Pausen,

Maiblüten sind sorglose Lasten.

Alle Liebe kommt allen jetzt zugeflogen

Auf des Blutes urplötzlich hochgehenden Wogen,

Und Verstand muß in Dunkelheit tasten.

Ach, der Frühling kommt jährlich nur einmal ins Land

Und drückt beide Augen dann zu dem Verstand.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 253.
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