Wenn die Wolken sich heiß den Liebeshof machen

[262] Ein lechzend Gewitter durch den Nachmittag strich

Und krepierend hinter die Berge hinschlich.

Als lagen Drachen im Liebeskampf,

Umbrüllten sich Wolken mit dumpfem Gestampf.

Wenn die Wolken sich heiß den Liebeshof machen,

Sitzt grell der Tod in ihrem Lachen.

Jetzt atmet das Gras wieder hell und klar;

Kühl steht die Welt an alter Stell'

Und weiß kaum noch, daß sie voll Durstgefühl war.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 262.
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