Wir gingen hinter der Abendstund'

[280] Wir gingen hinter der Abendstund',

Und wie in einen Abgrund führen finster die Wälder,

Halme und Ähren wankten am Rand der Felder,

Und ein paar Wolken zogen zerpflückt hinein ins Land.

Ein großer Stern über den Halmen wie eine Blume aufgegangen stand,

Stark duftend die Holunderblüt' im dämmerigen Busch verschwand,[280]

Und Dunkelheit, wie eine Stumme, sich unter jeden Baum einfand.

In dieser Stund' blieben die Wege der Erde kaum,

Und wie im Abgrund sucht die Hand nach einer Hand.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 280-281.
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