Venus Socia

[208] – Kaffee, Branntwein, Bier –

im Spelunkenrevier,

und ein Lied scholl rührend durch die Thür;

und das sangen und spielten die traurigen Vier,

ein Vater mit seinen drei Töchtern.

Er stand am Ofen, die Geige am Kinn

schief neben ihm hockte die Harfnerin,[208]

und die Jüngste knixte, und aus das Lied,

die Geige die machte ti-flieti-fliet:

»War Eine, die nur Einen lieben kunnt« ...


Die dritte ging stumm

mit dem Teller herum,

ums polternde Biljard, blaß und krumm;

und nun drehte der Alte die Fidel um

und klappte darauf mit dem Bogen.

Und auf Einmal schwieg der Keller ganz,

die Jüngste die hob die Röcke zum Tanz;

die Harfe die machte ti-plinki-plunk,

und die Jüngste war so kinderjung

und sang zum Tanz ein wüstes Hurenlied ...


Sie sang's mit Glut,

das zarte Blut;

und der schwarze, zerknitterte Roßhaarhut

stand zu der plumpen Harfe gut,

mit den weißen papiernen Rosen.

Laut schrillten die Saiten tiflieti-plunk,

und Alle beklatschten den letzten Sprung,

und die Tellermarie stand vor mir; stumpf

»Spielt mir noch Einmal«, bat ich dumpf,

»War Eine, die nur Einen lieben kunnt« ...

Quelle:
Richard Dehmel: Aber die Liebe. München 1893, S. 208-209.
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