33.

[149] Und sie wirbeln im Tanz: glühend im Glanz

mächtiger Feuer bei heller Sonne, in Feiertagslust:

Männer und Weiber mit offner Brust,

mit brennenden Backen, stampfenden Hacken,

auf offner Tenne, um eine Tonne:

die paukt ein Fischer voller Wonne,

um die Wette

mit einem Hirten, der bläst Clarinette,

und fernher braust den Takt die See.

Und nun reihn sich rings die Kinder zur Kette.

Und es wogt ein Herz: Meine Flammensee –


weißt noch? damals? unser Tanzen[150]

zwischen den Modepuppen und Schranzen!

wie du mir wehrtest: nit erzählen –

wie du mich lehrtest: nit uns quälen –

und mich schürtest, wie einen Herd,

aus dem statt Wärme Feuerwerk sprang!


Und er schwingt sie derber die Tenne entlang,

unverwehrt;

singend schüren die Kinder den Feuerkreis.

Zur Sonne singend. Und in den Pausen

macht die See die Seelen erbrausen.

Das Weib lacht heiß:


Wrwlt, Meiner! sei Kind! dann steigt

deine Fee herab von ihrem Stern.

O, sie hätt wohl längst von Herzen gern

vor Mann und Weib den Damen und Herrn

die Zähne und die Zunge gezeigt:

Seht, hier tanz'ich in selbstgestopften Strümpfen

und kann noch immer die Nase rümpfen!

ich habe seit Wochen nichts zu Tische

als Salz, Brot, Ziegenmilch und Fische!

aber bin Mutter Isis, die Herrin der Welt –

gelt, mein lieber Herr Gott: deine liebe Frau Welt!


Es braust die See; es braust ihr Blut.

Zwei Menschen jauchzen vor Übermut.

Quelle:
Richard Dehmel: Zwei Menschen. Berlin 1903, S. 149-151.
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