Zwölfter Auftritt.

[239] Das Innere des Gartenhauses mit einer Mittelthüre zwischen zwei Fenstern. Rechts ein Sopha, links ein Kaminschirm. Es ist dunkel, Blitze und Regen.

Elise mit aufgespanntem Sonnenschirm und geschürztem Kleide.

Herr v. Kiel treten rasch ein.


HERR VON KIEL. Das heißt gelaufen.

ELISE. Ein Obdach hätten wir glücklich erreicht.

HERR VON KIEL. Der Regen kam auch so plötzlich. Sie sind doch wohl recht naß geworden?

ELISE. Unbedeutend. Der Sonnenschirm hat mich etwas geschützt. – Aber der Regen scheint anhalten zu wollen, wie werde ich nun zum Schlosse kommen? in leichten Schuhen? –

HERR VON KIEL. Ich hole Schuhe, Mantel, Regenschirm.

ELISE. Nicht doch, warum Sie selbst? Wenn Sie sich bemühen wollen, und es Ernestine sagen, so schickt sie mir Friedrich mit all diesen Dingen her.

HERR VON KIEL. O vergönnen Sie mir doch diesen Ritterdienst.

ELISE. Warum aber? – Ich warte indeß hier –

HERR VON KIEL. So geh' ich. – Soll ich Sie aber verlassen, ohne daß unser Gespräch einen entschiedenen Ausgang gefunden?

ELISE. Ach mein Gott, wie es blitzt!

HERR VON KIEL. In meinem Herzen wallt ein mächtigerer[240] Feuerstrom, aber er lodert, Sie zu beglücken. O sprechen Sie endlich das süße Wort der Gewährung. Vielleicht ist meine Mutter indeß schon angekommen, darf ich sie gleich mit der Freudenpost begrüßen, daß ihres Sohnes Glück entschieden ist?

ELISE. Ich werde ja Ihre Frau Mutter selbst sprechen.

HERR VON KIEL dringend. Und werden ihr sagen, was die mädchenhafte Schüchternheit mir immer noch verschweigt? – Sie werden? –

ELISE sanft. Gehen Sie nur, lieber Kiel, mein Onkel wird besorgt seyn.

HERR VON KIEL küßt feurig ihre Hand. Ich verstehe Sie, englische Elise und gehorche, aber auf den Flügeln des Glückes kehre ich schnell zurück! Ab.


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 239-241.
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