Erster Auftritt.

[78] Hans Heiling allein.


HEILING kommt mühsam, verstört, von links über die Felsen herab; spricht.

Ich bin am Ziel, hier ruht, ihr müden Glieder,

Zu Ende ist nun eure Erdenfahrt!


Er wirft sich ermüdet auf den Felssitz links.


O rasende Verblendung, die mich trieb,

Das Glück der Erde neidenswert zu finden!

Der Mensch allein kann Erdenglück genießen,

Weil dem beschränkten Stumpfsinn es genügt.

Des höhren Geistes mächtiges Verlangen

Kann nur getäuscht an seinem Schimmer hangen.

Und was ist diese mächt'ge Weibesliebe?

Der Lebenspuls von allem Menschentreiben?


Er lacht.


Haha! Haha!

O Unsinn, darauf zu bauen!

Ein einz'ger Blick, ein buhlerisches Wort,

Ein einz'ger Tanz und Lieb' und Treu sind fort,

Um die wir alles hingeopfert. – Still! –

Der Erde Täuschung liegt weit hinter mir.


Er erhebt sich.


Ich habe mich gerächt, ihr Buhl' ist tot,


Ingrimmig.


Mag sie verderben nun in Gram und Not!


[78] Die Rede wird Gesang.


O Mutter, hätt' ich dir geglaubt! Uns beiden

Erspart ich dann das herbe Leiden.

Doch kehr' ich wieder, Mutter, und auf immer!

Weit von mir stoß ich die unwürd'ge Schwäche,

Weit von mir jedes menschliche Gefühl!

Zum Geisterkönig wurde ich geboren,

Und meiner Abkunft Stolz ist nicht verloren!

Herauf ihr Geister

Aus Höhl' und Kluft!

Herauf, der Meister,

Der König ruft!


Die Erdgeister erscheinen aus den Versenkungen, aus den Gebüschen und aus den Felsspalten wie im zweiten Aufzug.


Quelle:
Heinrich Marschner: Hans Heiling. Leipzig [1895], S. 78-79.
Lizenz:
Kategorien: