Zweiter Auftritt.

[37] Die Vorigen ohne Heiling.


CHOR DER ERDGEISTER erhebt sich, unter sich.

Er eilt hinweg, er hört uns nicht.


Sie wiederholen es fünfmal; Heiling nachdrohend.


Wehe dem, der Treue bricht!

KÖNIGIN ist auf des Thrones Stufen hingesunken.

O arme kinderlose Mutter!

CHOR DER ERDGEISTER klagt ihr nach.

O arme kinderlose Mutter!

KÖNIGIN rasch aufstehend und vorkommend.

Nein, nein, nicht umsonst will ich die Macht besitzen,

Ich ruhe nicht, ich will sie rastlos nützen,

Den Sohn auf immer wiederzugewinnen!

CHOR DER ERDGEISTER sie sehr lebhaft umdrängend.

Laß, Herrin, uns dabei dir dienen!

Befiehl! Was sollen wir beginnen? Befiehl!

KÖNIGIN befehlend.

Geduldig harren, bis mein Wort gebeut.

CHOR DER ERDGEISTER wendet sich ab.

KÖNIGIN.

Jetzt eilet, euer Wirken fortzusetzen,

Gehorsam, gehorsam unsren ewigen Gesetzen.


Sie wendet sich wieder zum Thron hinauf.


CHOR DER ERDGEISTER murrend.

Gehorchen und tragen.

Uns tummeln und plagen, das, das,

Das ist unser Los.


Sie beginnen ihr geschäftiges Treiben wieder.


Rastlos geschafft

Mit stetiger Kraft!

Ohne Ruh,

Immerzu

Hin und wieder,

Auf und nieder,

Wirken wir munter![37]

Ohne Ruh,

Immerzu,

Hin und wieder,

Auf und nieder,

Wirken wir munter,

Reicher und bunter,

Wirken mir munter,

Wonach die Menschen ringen und werben,

Zum Nutzen und Schaden, zum Heil und Verderben.


Königin sitzt traurig sinnend auf dem Throne.

Chor der Erdgeister entwickelt dasselbe Bild der Rührigkeit wie zu Anfang.

Die sieben Minuten dauernde Ouverture schließt sich unmittelbar an, während welcher Zeit die scenische Veränderung geschehen muß, so daß keine Pause zu entstehen braucht.
[38]

Ouverture.


Quelle:
Heinrich Marschner: Hans Heiling. Leipzig [1895], S. 37-39.
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Die Serapionsbrüder

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Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica

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