6. O diese Sonne

[211] »Nichts stillt mein Heimweh nach den Alpentriften,

Nach all den teuren, wohlbekannten Gauen.«

(Heinrich Leuthold.)


In der Gedanken Dämmerung verglimmt,

Was blendend einst vor meinem Geiste stand;

Und immer heller glüht der Sonne Brand,

Des Feuerballs, der mich so trübe stimmt.


Die Trope weckt nur Kummer und Verdruß

In mir, der nach der langen Wanderschaft

Noch einen Traum: der kühlen Heimat Haft,

Im Herzen trägt und jetzt sich fragen muß:


Warum, bevor mein Tagewerk vollbracht,

Die Sonne, die so hoch am Himmel steht,

Der Wind, der durch die Lorbeerbüsche weht,

Warum mich alles jetzt so traurig macht?

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 211-212.
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