[174] (Longfellow.)
Die Nacht lag auf den Alpen schwer,
Da zog ein Jüngling noch umher,
Ein Banner tragend weit durchs Land,
Auf dem der fremde Wahlspruch stand:
Excelsior!
Das Antlitz bleich, das Auge klar,
Der Blick ein Strahl und wunderbar
Die Stimme, hell wie Schwerterklang
Und süß melodisch, wenn er sang:
Excelsior!
Rings aus den stillen Hütten bricht
Wie trauter Gruß des Herdes Licht;
Die Gletscher drohn, Gespenstern gleich,
Er aber lispelt warm und weich:
Excelsior!
Ein alter Dörfner warnt: »O laß
Dein nutzlos Müh'n, geh nicht fürbaß;
Ein grauser Schneesturm fliegt herbei.«
Der Jüngling ruft: Die Bahn ist frei;
Excelsior!
[175]
Ein Mädchen fleht: »O halte Rast;
Sei meiner Heimat lieber Gast«;
Des Jünglings Wimpern sind betaut,
Doch unbezwungen singt er laut:
Excelsior!
»Entfleuche dem Lawinenball,
Der Föhren Dröh'n, der Wasser Schwall!«
Das ist des Alten letztes Wort.
Hoch in den Bergen tönt es fort:
Excelsior!
Und als es wieder Morgen war,
Drang zu der frommen Brüderschar
Sankt Bernhards, wie aus tiefer Gruft,
Der Seufzer durch die Winterluft:
Excelsior!
Den Wandersmann – ach, welcher Fund! –
Grub aus dem Schnee der Klosterhund;
Noch fest umklammert hielt die Hand
Das Banner, drauf der Wahlspruch stand:
Excelsior!
Da lag die herrliche Gestalt,
Erstarrten Herzens, todeskalt;
Vom Himmel fiel ein Meteor,
Und es erklang wie Engelchor:
Excelsior!
Buchempfehlung
Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
746 Seiten, 24.80 Euro