Neunte Szene

[550] Seybold. Die Vorigen.


SEYBOLD. Sonderrath!

SONDERRATH. Seybold, schwarzer Ibis, wo kommst du her! Er faßt ihn an den Schultern und schüttelt ihn. Du alter Kerl!

SEYBOLD. Sachte, sachte! Du karessierst einem noch immer wie eine Schmiedezange; sag mir lieber, wo kommst du her?

SONDERRATH. Ich? ja, da frag mich nicht; du weißt, ich lebe wie ein Schirrmeister, immer auf dem Postwagen.

SEYBOLD. Das sei Gott geklagt! Notabene, ich war bei dir.

SONDERRATH. Davon habe ich nichts gemerkt.

SEYBOLD. Das heißt, ich war in Mülheim, du warst aber nicht dort.

SONDERRATH. Das wundert mich nicht; ich ziehe wieder seit vier Wochen à la bonne fortune umher.


Seybold schüttelt[550] den Kopf und sieht Sonderrath an, der komisch verlegen aussieht; Willibald und Claudine haben sich indessen gleich nach Seybolds Eintritt mit einer leichten Verbeugung entfernt.


FRAU VON AUSTEN bleibt noch einige Sekunden länger und rutscht hin und her; dann, indem sie ihren Hut aufsetzt. Ja, Idachen, ich muß gehn; fragen Sie den Papa doch wegen des Bewußten. Ida begleitet sie. Dieses muß alles während Seybolds und Sonderraths Begrüßung geschehn, – die Worte der Austen, während Seybold den Sonderrath kopfschüttelnd ansieht.


Quelle:
Annette von Droste-Hülshoff: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 1, München 1973, S. 550-551.
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