XXIV.

Von der Unfruchtbarkeit. Guter Rath, welchen Fernel Henrich II. deswegen ertheilet hatte.

[43] Die häufigste Ursache der Unfruchtbarkeit, an welcher so viele Frauen leiden, bestehet in einem gewissen Zustand der Mutter, vermög dessen solche nicht geschickt ist, die Empfängniß zu befördern. Sie haben wahrscheinlicher Weise die monatliche Reinigung zu keinem andern Endzweck erhalten, als um vermittelst solcher die Mutter in derjenigen gehörigen Lage zu erhalten, ohne welche die Vereinigung aller andern Umstände unnützlich ist. Mithin ist diese Lage in den lezten Augenblicken dieses periodischen Flusses am mehresten dazu geneigt, deren sich also die Liebe hauptsächlich zu bedienen suchen muß; und Fernel, welcher die[43] Vergnügungen seines Herrn Henrichs II. so richtig leitete, wuste dieses so wohl, daß dieser Fürst endlich mit Hülfe seiner Rathschläge, nachdem er zehen Jahre in einer unfruchtbaren Ehe zugebracht hatte, noch das Glück erlangte, Vater zu werden. Die Theorie der Zeugung ist der Stein der Weisen der Naturgeschichte, und man wird allem Ansehen nach wohl niemals eine richtige Kenntniß davon erlangen; so viel scheinet inzwischen wohl unstreitig zu seyn, daß die Zeugung die Frucht einer gewissen Vereinigung und Vermengung der von Mann und Weib hervorgebrachten Saamen ist; und daß die Ermanglung dieser Vermengung gleichfals noch eine häufige Ursache der Unfruchtbarkeit ist.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 43-44.
Lizenz: