XXV.

Gewisse Menschen sind sehr frühzeitig zur Zeugung ihres gleichens geschickt.

[44] Man wird wohl schwerlich das Alter genau bestimmen können, in welchen ein Mensch fähig ist, seines gleichen zu zeugen, noch die Zeit, in welcher die Begierden dazu erlöschen. Man hat unterschiedliche Beobachtungen bemerket, welche erweisen, daß es Mannsbilder gegeben hat, die mit zehen Jahren Väter geworden sind,[44] und Weibspersonen, die schon mit neun Jahren sich den Mutternamen erworben haben.1 Vor noch nicht gar langer Zeit hat man zu Paris eine Begebenheit von dieser Art gesehen. Man findet auch in den Jahrbüchern von Schwaben, daß im Jahr 1278. ein Mädchen, das nicht mehr als acht Jahr alt war, mit einem Knaben niederkame; und der H. Hieronymus versichert, daß ein Kind von zehen Jahren eine Säugamme schwängerte, bey welcher es schliefe. Uebrigens träget die Himmelsgegend sehr vieles zu der wenigern oder mehreren Neigung bey, welche die Zeuguns Kraft befördert. Gewisse Nachrichten bezeugen, daß einer, der sich in dem Königreich Calicut verheurathen will, ein Mädchen unter acht Jahren nehmen kann. In denen maldivischen Insuln sind die Mädchen zwar nicht so gar frühzeitig fruchtbar, dem ohngeachtet aber suchet man sie sehr gerne mit zehen bis eilf Jahren zu verheurathen. In einigen Gegenden Indiens kommen die Weiber mit sieben Jahren nieder, und veralten mit sechs und dreysig Jahren.

Fußnoten

1 Nicolaus Venette Abschilderung der ehelichen Liebe.


Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 44-45.
Lizenz: