XCVIII.

Eine Frau starb aus Verdruß, weil sie eine Nacht lang von ihrem Mann getrennet seyn muste.

[206] Ein reformirter Geistlicher gieng einstmalen mit seiner Frau nach einer Stadt in der Schweiz: es war bereits sehr spät, und man wollte die Thore zuschliessen: der Mann lauft um hinein zu kommen, und solche aufhalten zu lassen; er kommt wirklich in die Stadt, ist aber kaum darinnen, so werden die Brucken aufgezogen, und er siehet sich gezwungen seine Frau ausserhalb den Mauern zu lassen; welche in einen solchen Kummer darüber verfiele, und so viel Unruhe und Schrecken bekame, daß sie eine ganze Nacht durch allein bleiben sollte, daß man sie des andern Tages, da man die Thore öffnete, tod fande.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 206-207.
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