Lieb ist leyds anfang.

[360] Nach lieb leydt. Glück ist nit on dück. Kein freud on leyd Laß dir nichts zuuil lieben / so kan dich nichts betrüben. Wer das feur wil hon / der můß den rauch leiden. Wilt eins nit / so sag das ander quit. Thůt dir gewinnen wol / so laß dir verlieren nit wee thůn. Nit müglich /[360] lieb vnnd freud der creaturen / můß leyd vnd trauren bringen / vrsach: Die creatur ist nit bleiblich / wann nun das fundament vnserer freud dahin gehet / so můß die freud mit zugrundt gehn. Dann als groß die freud ist / so wir haben in eim zergänglichen ding / so groß můß das trauren sein / so es vns entgehet. Derhalben wer nit arm sein / der kan auch nit reich sein. Paulus rümpt sich / Er künne arm vnd reich sein / Nicht / vnd überfluß haben / vnder / vnd auff der banck sitzen. Wer sich nun die creatur vnnd das lachend glück nicht laßt frewen / so es da ist /vnnd besitzts on anhang ledig / den kans auch nit berrüben / so es hin ist / das er mit lust vnd liebe besaß. Drumb spricht man: Daß der thor sich wie der Mon verkere / vnd mit dem glück auff vnnd ab fert / ietzfrewet er sich / so er an dem glückrad auffsteigt / Vnd so er abfert / schreiet er mord über das glück. Der das gelt liebt / wirt des gelts nimmer satt / vnnd wirt mit schaden des besitzers besessen vnd behalten. Vnd ist diß leben voll jamer / vnd hat mehr gallen dann honig.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 360-361.
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