Was bald wirt / das bald verdirbt.

[360] Gähe freundtschafft / lange feindtschafft. Was bald anfleugt / fleugt bald ab. Weiber liebe ist gähe / aber nit langwirig / sonder: Lange kleyder kurtzer můt. Was nit tieff sein wurtzel setzt / das fellt leicht ab.

Also die leichtgläubigen / die eim ieden zulieb in holen hauffen glauben / die bestehn nit / sonder glauben heut diß / morgen das.

Das sehen wir auch ann witzbolden vnnd früzeitigen kinden / daß sie jhr frü angeflogene witz selten wol anlegen / sonder wann jr weißheyt an solt gehn /so ist sie schon verflogen.

Vögel die frü anfahen zusingen / habē bald versungen. Aber feine albere kindische kind / die gůt kindische bossen treiben / vnd langsam zů verstand vnnd vernunfft kommen / in denen man ein kindische einfalt / vnd kein dreissig järig spitz merckt / die gerathen gern wol / werden vernünfftig vnd weise leut /Daher haben die alten Sprichwörter: Es ist ein witzbold. Es wirt den arß kaum in ein recht betstro bringen. Diß kind wirt sterben / es ist wol so gescheid. Früzeitige witz / ist nit on litz. Einfalt wirt alt. Frü saat / selten geradt. Spat saat / kõpt mit radt. Das langsam hat gůten nachtruck / darumb soll keiner ab der kindischē einfallt der kinder / noch ab der langsamen annemung vnd liebe der weisen / erschrecken /was sie ein mal annemen vnnd lieben / das behalten sie allweg. Die aber gleich ein iede blůme in jrn korb lesen / werffen sie leicht zuletst all auff einmal hin.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 360.
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