Wer weyß wer den letsten vergräbt.

[378] Man tregt eben so vil kelber als küheut ghen marckt /Vnd hat der jung eben so einn linden bauch zusterben / als der alt. Item wie Seneca zeuget / hat niemandt ie so einn gnädigen Gott gehabt / daß er jm selbst den mornigen tag gewiß verheyssen möchte / ja wir wissen nit was der abendt bringt.

Wider die forcht des todts haben sich die Philosophi hoch bemühet / Die schrifft ist auch voller trost wider die forcht vnd not des tods / also daß er nit ein ende / sonder ein anfang des lebens sei. Der todt ist des lebens bottenbrot. Der tod hilfft auß aller not. Die trawē Got / sehen keinn tod. Cato sagt / ietz alt: Wann mir Gott in mein wilkür setzte / dz ich ietz alt /mich wider[378] eriüngen möchte / wolt ichs warlich nit wünschen. Solt ich erst wider zuruck vom zil zum anstand lauffen? was ist doch gůts in disem leben? vnd ob schon solchs nit were / so ist doch allweg hie zusein verdrießlich vnd langweilig. Hie wil ich nit beweynen das arm leben / hie von vilen dapffern männern vor beweynt / dann mich rewet nit dz ich gelebt /weil ich also gelebt hab / daß ich mir nit allein geboren / gelebt habe. Nun aber ziehe ich auß disem leben dahin / nit als auß meinem hauß / sonder als auß einer herberg in mein hauß / weil die natur hie kein bleiblich wesen od' behausung / sonder ein elende herberg hat. Oder herrlichen zeit / in welcher ich auß disem wůst zů der edlen versamlung der seelen gefürt werde.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 378-379.
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