Da Adam reutet / vnd Eua span / wer war da ein Edelman?

[163] Diß Sprichwort beweiset / dz dieweil wir Adams kinder seind / vnd Adam den Acker gebawet / vnd die erden / Vnd vnser můtter Eua gespunnen / daß wir derselbigen geburt halben von Adam gleich edel seind / vnd keiner besser dann der ander / alle zur arbeyt vnd müh geboren vnd erschaffen / Dann der flůch über Adam / stehet noch über vns: Du solt dein brot im schweyß deines angesichts esse die erde soltu bawen / vnd sie sol dir distel vnd dorn tragen. Des flůchs halb ist niemand besser noch edler dann der ander.

Gott welet jm ein eygen volck / das bestellet er mit Regimenten vnd gůten ordnungen also / daß er in dem volck regieret den er setzte. Jacob der Patriarch het xij. sön / von den zwölfen solten kommen die xij. geschlecht Israel / vnd auß den zwölffen solten kommen in dem volck scepter vnd meyster / Regenten vnd Lehrer / damit sie am leib eusserlich / vnd an der seelen innerlich vor Gott / vnd auff erden wol regiert würden. Ephraim solt den bogen füren / vnd edel sein /Lein solt priester sein / Judas solte herr sein. Vnnd hierauff gründete Gott das erbrecht der kinder / Nemlich also: Der erstgeborne son sol haben vor allen an dern sönen das Königreich vnd priesterthūb. Dann also sagt Jacob der Ertzuatter zu Juda: Juda du bist /dich werden deine brüder loben / dein handt wirdt deinen feinden auff dem halß sein / vor dir werden sich bucken deines vatters kinder. Gott wolt es also gehaltē haben / dz der erstgeborne son regieren solt / die andern můsten schlechte leut bleiben. Dauid war König / seine brüder blieben gleichwol ackerleut vnnd schäfer. Vnnd auff das vnder den Juden diß Regiment also fest vnd starck bestünde / dz es an seinem wehlen stünde / vnd nit allzeit an der geburt / auff das sie sich der geburt halben nit erhüben / vnd darauff trotzten /so macht er zuweilen einen Fürsten auß einem geringen stammen / Als Gedeon auß Manasse / von welchem doch das regiment im segen genommen war. Item Abraham war nit der erste son / Jacob auch nit /Isaac auch nit / noch můsten sie herfür / auff das die wahl bestünde / wen Gott ordnet / der sol es sein.

In Teutschenlanden seind alle herren kinder gleich herren / alleyn ettliche halten den brauch den Gott geordnet hat / also daß der ältiste Fürst regiere / vnd die andern müssen sich dieweil an einem geringen genügen lassen. Vnd wolte Gott / es were also an allen orten.[163] Dann zur vnderhaltung frids vnd eynigkeyt were nichts bessers / sonst wo ein land mit vil Herren beladen wirdt / die alle gleich Recht vnd Regiment haben / da můß des lands verderben folgen. Nun der recht Adel ist / daß der edel sei / der adelich gebaret /vnd vil redlicher thaten thůr / er sei vonn edlen ältern / oder von geringen leuten geborn. Die vrsach ist dise: Wer von edlen ältern geboren ist / der hat nichts das sein ist / sonder es wirt seiner ältern tugent vnd adel gerhümet vnd gepreiset.

War ists / Ein Eul hecket keinn Blaefůß. Es ist ein vorteyl / von edlen ältern geborn werden / ja wo der nachfolger sich helt nach seiner ältern tugent vnd erbarkeyt / sonst ists vil mehr schande / von frommen redlichen leuten geboren sein / vnd nichts thůn / das jrer tugent gleichen mag. Tugēt macht edel / aber edel macht nit tugent.

Da Rhom am höchsten stůnde / da holet mann die Regenten vom pflůge / als Paulum Emylium / vnd andere mehr. Dann mann sahe zu der zeit nit an hohe oder nidrige geburt / sonder geschicklicheyt vnd redliche thaten / Dann das ist der rechte adel / wer adelich handelt vnn wandelt vnder den leuten / wann er gleich vom geringsten stand geborn were. Wer aber vnehrlich handelt vnd wandelt / ist vnedel / wann er gleich von Königlichem stammen geboren were Sonst seind wir vnser geburt halben vō Adam gleich edel / wie diß wort lautet / vnn war ist.

Es sagen etliche schertz weise: Die Fürsten / Herren vnd Edelleut / haben jr ankunfft daher: Da Adam reutet vnd Eua span / gewan Eua vil kinder. Auff ein zeit wolt vnser Herrgott zu Eua gehen / vnd besehen /wie sie hauß hielte. Nun hett sie eben all jre kinder auff ein mal bei einander / wůsche sie vnn schmucket sie. Da aber Eua vnsern Herrgott sahe kommen /schämet sie sich daß sie so vil kinder hette / versteckt etlich ins stro / etlich ins hew / etlich ins ofenloch /die allerhüpschsten behielte sie bei sich. Vnser Herrgott sahe die gebutzten kindlin an / vnnd sprach zu einem: Du solt ein König sein. Zun andern: Du solt ein Fürst sein. Du ein Edelman. Du solt ein Burgermeyster / Schultheyß / Vogt / oder Amptman sein. Da nun Eua sihet / daß jhre kinder / so hieuornen / so reichlich begabet waren / sprach sie: Herr / ich hab noch mehr kinder / ich wil sie auch herbringen. Da sie nun kamen / waren sie vngebutzt / schwartz / vnnd vngestalt die haar hiengen jhn vol stro vnnd häw. Da sahe sie vnser Herrgott an / vnnd sprach zu jhnen: Ihr sollet bauren bleiben / Kü vnd Sewhirten / Ackerleut /handtwerck treibē / brewen / bachen / vnn den ersten Herren dienē. Schertzweise sag ich / ist diß geredt /aber das ist dennoch war / dz Gott vnd'scheyd vff erden habē wil vndern leuten. Gott ordnet vnn setzet Oberkeyt / darumb ist der Adel võ Got. Summa / Gott schaffet alle ständ auff erden.[164] Sůch das wort: Ich binn ein mann wie ein andermann / Allein daß mir Gott der ehren gan.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 163-165.
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