Das pferdt stirbt offt ehe das graß wächst.

[210] Grosser sorg wirt liederlich rath. Es gehn vil rede vnd anschläg in einen sack. Der mensch nimpt jm vil für /aber es ligt an Gott ob etwas drauß werde / oder nit. Die braut stirbt offt / ehe sie der breutgam zu kirchen füret. Es ist nichts gewiß / vnd gehen aller menschen anschläge mehr hindersich dann für sich. Es setzt offt einer sein Datum auff ein pferdt / kindt / gelt / etc. es erschlegt jm aber der hagel die hoffnung / daß das kindt oder pferdt eh stirbt oder erblindt / eh ers braucht / vnd das gelt eh ein dieb stilt / eh ers anlegt.

Es begibt sich offt vil / ehe mann den löffel zum maul bringt. Die kůw stirbt offt auff dem wege / ehe mann sie inn stall bringt.

Diß Sprichwort schlegt den sichern menschen[210] jhr vngewisse hoffnung ab / daß sie auff nicht / das dem glück vnderworffen / bochen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 210-211.
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