Die augen seind weiter dann der bauch.

[81] Hell vnd verderbniß werden nimmer vol / vnnd der menschen augen seind auch vnsättig / sagt Salomon. Wann der hunger vnd durst einn menschen bestehet /vnd sihet vor jhm ein schüssel oder kanten mit speiß vnd tranck / so gedenckt er jm / er wölle der schüsseln vier auß essen / vnnd der kanten vier außtrincken / so weit seind jm die augen. Wann er aber anhebt zu essen vnd zu trincken / so ists jhm alles zu vil / vnd můß vil überbleiben lassen / Dann der bauch laßt sich bald sättigen / aber die augen nicht. Die augen seind des hertzen vnfättiger abgrund / welchs sich in keinn weg sättigen laßt. Kein creatur kan das hertz füllen /dann allein Gott / der ist groß / vnnd sättiget das / es laßt sich sonst niergent mit zufrieden stellen. Darumb wann das hertz Gottes fehlet / vnnd ergreifft jn nit bei seiner warheyt / so můß es jrrfaren / ist ein lauter fürwitz / das nit růhen kan / es felt von eim auff das ander / vnn sůcht wie es Gott diene / vnnd ist nirgent kein bestandt. Diß ist die vrsach aller secten / vnd mancherley stenden auff erden. Dann das hertz vnnd die augen seind also weit / daß sie niemandt füllen kan / dann allein Gott.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 81.
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