Ein ieder halte sich nach seinem stand.

[161] Stand ist eins ieglichen menschen berůff / handel /wādel / vnd narung / die er treibt. Ein Fürst vnd Herr sol sorgfeltig sein / auff dz die vnderthonen fridlich leben / jre narung sůchen / die bösen straffen / vnd die frommen schützen. Dann hieuon heyssen sie Gnädige Herren / die den leuten gnad vnnd gunst erzeygen /vnd wo das nit beschicht / so sind es Tyrannē.

Alte leut sollen sich erbarlich / mässig / vnnd züchtig halten / daß die jungen zucht von jnen lernen. Wann sich nun ein alter man junger leut wesen annimpt / so helt er sich nit nach seinem stande.

Ein reicher sol andern leuten helffen / vnd mildt sein / das sein zurath halten / Gott förchten / vnd wissen daß jm Gott geben hat vil gůts / auff daß sein ander leut geniessen mögen. Dann Salomon sagt: Der sein korn andern nit mittheylt / dem sol mann flůchen im volck. Wer es aber verkaufft / den sol mann loben. Alle händler auff erden sollen trew sein / vnd niemand verforteyln im handel.

Die weiber sollen jren männern gehorsam sein /vnn nit über sie herrschen / Das hauß regieren vnd hüten.

Die männer sollen jren weibern freundlich sein /vnd jnen zu zeiten etwas übersehen.

Die knecht sollen nit dienen vor augen / sonder mit fleiß / vnd wie dise ständ seind / hoch oder nider /also sollen sie auch eusserlich inn kleydern / essen /trincken / gehn vnd stehn / in geber den / worten vnn wercken / jrem stand sich gleich halten.

Also daß ein Fürst ehrlicher vnnd edler gekleydet sei dann ein Edelmann / ein Burger noch geringer /ein alter anders dann ein junger / ein alte matron anders dann ein junge fraw. Dann vnser Herrgott wil haben / daß die leut auch eusserlich / erbarlich / vnd züchtig gebaren sollen / sonst weren wir bestien vnnd vnuernunfftige thier Derhalben ist es zu erbarmen /daß ietz / da wir vns Christen rhümen / so gar alle zucht vnd erbarkeyt auffgehaben ist. Es halt sich niemand mehr nach seinem stand / in hohen vnd nidern ständen.

Was ein baur sihet vom Burger / das wil er hinnach thůn / Was der burger vom Edelman sihet / das wil er hinnach thůn / Was der Edelmann vom Fürsten sihet /das wil er hinnach thůn / Daß es im schmuck vnnd pracht so hoch kommen ist / daß es vor grosser übermaß schier selbs fallen můß.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 161.
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