Es ist grundtloß mit jm.

[126] Was on grundt gebawet ist / kan nicht bestehen / wie der gantzen natur vnnd aller erschaffnen ding art anzeyget. Sol ein baum vom wind nicht vmbgestürtzt werden / so müssen seine wurtzeln in der erden gar fest hafften. Sol ein baw bestehn / so můß mann jn vff einen gůten grund setzen. Soll iemandt dem Rechten volge thůn / so můß er gründlich wissen / was recht sei. Vnd wer sich auff zweifel hafftige / jrrige sachen legt / ehe dann der rechte grundt erfaren wirt / der betreugt vnnd verfüret sich selbs.

Wir mögen diß wort zweyerley weise gebrauchen. Erstlich / von der person des menschen. Zum andern /von allen vnerforschlichē / vnbegreiflichen dingen. Es ist grundtloß mit dem menschen / sagen wir / wenn nichts an jm hilfft / es geht alles dahin / er verschlemmt alles / vnd wenn er noch so vil hett / es verschwindet alles / vnd felt zugrund / daß mann es auch nit wider finden kan. Von andern dingen sagen wir /Gots weißheyt ist grundtloß / mann kan sie nit außgründen. Was das leben der[126] heiligen sei im himel / ist grundtloß / Die hellische pein ist grundtloß. Also von andern auch.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 126-127.
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