Es ist kein ampt so gering / es ist henckens werdt.

[171] Es ist ein junger brůder gewesen in einem reichen Feldcloster / dem hat man nit ein gůte kappen wöllen kauffen. Nun hat er gedacht / wie er möchte darzů kommen / vnd begert vom Apt / man wolt jhm jrgent ein ampt einthůn. Der Apt gibt mit rath des Procurators jm die kese zuuerwalten / vnnd auff den tisch zubringen. Der Procurator aber zelet jm die kese allzeit zů / vnd er můste sie auch widerumb also gezelt herauß geben. Das ampt ist gering / er ist keßmeyster / es wil nit vil kappen gebē. Auff gelegne zeit macht er ein groß feur / vnnd henckt einn kessel mit wasser daruber / vnd schütt die kese darein / vnd seudt die butter vnnd das feyßt herauß / verkaufft es / und laßt jm auch ein hübsche kappen machen.[171] Der Procurator vnd der Apt kundten disen nit schelten vmb sein vntrew /Er hett die kese herauß gethon / wie er sie entpfangen het / vnd keinen veruntrewet: Da fragt man jn wie er doch zur gůten kappen kommen sei / vnd des geringen ampts souil genossen: Er antwort / Es ist kein ampt so klein / Es ist henckens werdt / es geht on nutz nit ab / mann geneußt sein ja etwas.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 171-172.
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