Freund sind gůt / aber wee dem der jr bedarff in der not.

[36] Freund in der not / gehn vil auff ein lot.

Esopus schreibt von der Graßmucken / wie sie jhre jungen getröstet habe / sie sollen sich nichts förchten /dieweil der haußvatter seine freundschafft / schwäher / öhemen / vnnd vettern anrieffe / daß sie jhme solten helffen das korn abschneiden. Aber da die freunde jm vil zůsagten / hulffen jm doch nit / Vnd der haußvater sprach: Son / morgen wöllen ich vnnd du die arbeyt selbs thůn / es wil vns doch sonst niemand helffen. Sprach die Graßmucke: Nun ists zeit daß wir wandern / dieweil der haußvater selbs zůgreifft / denn ich wuste wol / daß es der freunde halben nit not hette /Es darff sich niemandt auff freunde verlassen.


Traw nit vil / halt dein red in hůt /

Denn weiter rath thůt selten gůt.[36]

Freund der welt in grosser not /

Gehn vierundzwentzig auff ein lot.

Vnd die die besten wöllen sein /

Der gehn zehen auff ein quintlein.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 36-37.
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