Ich lob einn weil er fromm ist / wann er aber ein bůb wirt / so schilt ich jn.

[112] Es ist droben gesagt / daß zu einem lebendigen menschen můß mann sich alles gůtes versehen / vnd alles bösen. Dann es kan sich einer wol ein zeitlang freundtlich vnnd erharlich stellen / vnn hernach nach seiner art ein bůb werden. Weil aber einer erbarlich gebaret / so můß mann jn loben / wendet er sich aber zum bösen / so ist er scheltēs werdt. Wiewol die weisen sagen: Es soll niemandt einn loben / er kümmes dann auß eim bestendigen grund thůn / vnd kenne den von aussen vnd innen / den er loben wil / sonst ist es ein leichtfertigkeyt / einen loben / wie leicht fertigeleut thün. Darnach jr geselschafft ist / darnach reden sie / Lobet mann iemandt / so loben sie mit / schilt mann denselbigen / so schelten sie auch mit.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 112.
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