Ist sie böß / so hilffts nicht / ist sie fromm / so thůt man jr vnrecht.

[196] Die welt meynet / man sol die leut mit träwen / schlagen vnnd straffen / fromm machen / aber es ist verlorn / also auch / dieweil Got mann vnd weib zusamen wirfft / vnnd offt ein vngleich par / wie droben gsagt ist / so můß eines dem andern übersehen. Man sagt: Daß einer / dem ein böses weib ist zůkommen / einn alten weisen mann gefragt habe / wie er sich halten soll gegen seinem weib? dann sie thů zuweilen das jm nit gefalle / ja eben darumb / daß es jm nit gefallen soll / ob er jm rathe / daß er sie darumb schlagen soll oder nicht. Der weise mann sagt wie ein weiser: Ist sie böß / so hilffts nicht / ist sie fromm / so thůt man jr vnrecht / Der weise schmähet dem sein weib nit / er leret jhn auch nit was er thůn soll / allein er setzt die erfarung an statt eins gesatzes / Mit schlägen wirt niemandt fromm / so thůt mann auch d' frommkeyt vnrecht / wann man sie schlegt / dann sie verdïenets nicht.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 196-197.
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