Nach dem regen scheinet die Sonn.

Post nubila Phœbus.

[100] Es wehet nit allzeit ein wind. Es geht all ding in eim zirckel vmb / vnnd stehet nit alleyn das glück auff einer kugel / sonder die welt selbs ist ein beweglich spher vnd kugel / wie solte dann etwas bestendigs auff erden sein? Eins treibts ander / Der tag die nacht / der Winter den Früling / der Sommer den Herbst. Ein tag jagt den andern / also daß der mensch nimmermehr in eim stadt bleibt / spricht Hiob. Darumb ist auch nicht auff diß leben vnn sichtbar wesen zubawen. Es fleucht wie ein schatt / Vnd ist diß allen notleidenden der gröst trost / wo sie im glauben wissen vnd verstehn / dz nit lang wehren kan / es sei kranck heyt / elend / armůt / vnfall / Es můß sich in kürtze endern / sonst were auch etwas bestendigs auff erden /vnnd der mensch nit wie ein blům[100] des felds / die heut in glück grůnt vnnd obschwebet / morgen verdorret /abgestorben ist.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 100-101.
Lizenz:
Kategorien: