IV.

[43] Kirchhof. Vor Tagesanbruch, im Felde, man hört aus der Ferne Getöse, Lärm und zuweilen dazwischen Gesang herübertönen. Währenddes ruckt und hebt sich hier und da der Boden.


KRIEGSGESANG draußen.

Licht! Licht! Licht! Licht!

Der Geist durchbricht!

Dem Menschengeist Verehrung!

Ha! Auf! auf, auf –

BIESTER sich ungeduldig herauswühlend duckt plötzlich mit der Schlafmütze auf dem Kopfe empor und schreit.

Aufklärung! –

Ich weiß nicht, ist mir noch so wüst im Kopf,

Als hätt' mich jemand plötzlich erwischt beim Zopf.


Er sieht sich nach allen Seiten um.


'S ist aber doch noch recht eklig finster,

Das sind gewiß so Jesuitengespinster.[43]

NICOLAI noch im Boden.

Jesuiten? Ei, die soll –


Sich emporreckend.


Philosoph noch ein jeder Zoll!

BIESTER.

Ah, Herr Kollege, auch schon wach?

NICOLAI sich die Augen reibend.

Mir war's, der Zeitgeist kräht vom Dach.

Ich hört' unsre Stichwörter durch die Luft fliegen,

Da mag der Teufel länger im Grabe liegen.

BIESTER.

Die Herren Romantiker sagen,

Sie hätten uns alle totgeschlagen,

Ja, gehorsamer Diener! –

SEBALDUS NOTHANKER auch ebenfalls aufduckend.

Ganz ergebenster Knecht.

BIESTER.

Ih, unser würd'ger Herr Magister, seh' ich recht.

NOTHANKER.

Geht's wieder los? Hab' schnell schon meine Perücke genommen.

Hatt' da mein ruhig Unterkommen.

GESANG draußen.

Nationen etc. – Tand!

Welt, mein Vaterland!

BIESTER.

Schon wieder! Was soll das nur bedeuten?

Das sind gewiß von unsren Leuten.

NICOLAI.

Wachtfeuer – Seh'n Sie dort den Schimmer?

Fort, fort, dem Lichte nach wie immer.


Alle ab.


Quelle:
Achim von Arnim: Das Loch. Berlin 1968, S. 43-44.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Incognito
Das Incognito