Trost

[154] Sag an, du helles Bächlein du,

Von Felsen eingeschlossen,

Du rauschst so munter immerzu,

Wo kommst du hergeflossen?


»Dort oben steht des Vaters Haus

Still in den klaren Lüften,

Da ruhn die alten Helden aus

In den kristallnen Klüften.


Ich sah den Morgen freudig stehn

Hoch auf der Felsenschwelle,

Die Adler ziehn und Ströme gehn,

Und sprang hinaus ins Helle.«


Sag an, du königlicher Strom,

Was geht mein Herz mir auf,

Seh ich dich ziehn durch Waldesdom?

Wohin führt dich dein Lauf?


»Es treibt und rauscht der Eisenquell

Noch fort mir durch die Glieder;

Die Felsenluft, so kühl und hell,

Lockt zu mir alle Brüder.«

Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 154.
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