Im Herbst

[213] Der Wald wird falb, die Blätter fallen,

Wie öd und still der Raum!

Die Bächlein nur gehn durch die Buchenhallen

Lind rauschend wie im Traum,

Und Abendglocken schallen

Fern von des Waldes Saum.


Was wollt ihr mich so wild verlocken

In dieser Einsamkeit?

Wie in der Heimat klingen diese Glocken

Aus stiller Kinderzeit –

Ich wende mich erschrocken

Ach, was mich liebt, ist weit!


So brecht hervor nur, alte Lieder,

Und brecht das Herz mir ab!

Noch einmal grüß ich aus der Ferne wieder,

Was ich nur Liebes hab,

Mich aber zieht es nieder

Vor Wehmut wie ins Grab.


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 213.
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