Der stille Freier

[314] Mond, der Hirt, lenkt seine Herde

Einsam übern Wald herauf,

Unten auf der stillen Erde

Wacht verschwiegne Liebe auf.


Fern vom Schlosse Glocken schlagen

Übern Wald her von der Höh

Bringt der Wind den Schall getragen,

Und erschrocken lauscht das Reh.


Nächtlich um dieselbe Stunde

Hallet Hufschlag, schnaubt ein Roß,

Macht ein Ritter seine Runde

Schweigend um der Liebsten Schloß.


Wenn die Morgensterne blinken,

Totenbleich der Hirte wird,

Und sie müssen all' versinken:

Reiter, Herde und der Hirt.[314]


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 314-315.
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