Gram

[69] Stille Thränen fließen,

Wenn das Herz erkrankt,

Bleiche Engel grüßen,

Wo die Liebe wankt.

Furcht und Wehmuth schleichen her,

Welche nimmer weichen mehr,

Bis wir sterben müssen.


Du auch hast die Seele

Tödtlich mir betrübt,

Weil ichs nicht verhehle,

Daß ich dich geliebt;

Dich geliebt wie nie ein Mann

Und dich nimmer lieben kann,

Wie ich auch mich quäle.


Will dich drum nicht hassen,

Denn du bittest mich,

Doch du wirst es fassen,

Lassen muß ich dich.

Ach! die Kränkung war zu groß,

Sie gab mir den Todesstoß –

Und ich muß dich lassen.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 69-70.
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