Trennung

[34] Ich steh bei meinen vielen Büchern;

Ich geh spazieren durch den Wald –

Und weiß dabei von keinem klügern,

Von keinem schönern Aufenthalt.
[34]

Ich sitz in meiner trauten Schenke,

Bei lieben Freunden und beim Wein,

Und weil ich just nicht an dich denke,

So glaub ich überfroh zu sein.


Da übermannt mich oft ein Sehnen,

Der Zufall hat mirs angethan,

Und mir entstürzen schier die Thränen,

Und bittre Wehmuth faßt mich an.


Dann kann mich, ach, nur das erfreuen,

Daß gleicher Schmerz zu dir auch spricht,

Daß er sich täglich wird erneuen –

Und dennoch, wünsch ich dir ihn nicht.

Quelle:
Ludwig Eichrodt: Leben und Liebe, Frankfurt a.M. 1856, S. 34-35.
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