16. Szene

[305] Hanswurst – zwei Schergen – zwei Teufel: Krumschal und Krustl.


HANSWURST den man draußen schreien hört.

Fix Sakra! Laß aus! Was willst denn von mir?

Was kann denn i für die ganze Schlamastik dafür?!

SCHERGE der ihn am Genick zu fassen sucht.

Du bist sein Diener! Drum mußt du bleiben.

Wir nehmen dich gefangen als Geisel!

HANSWURST.

Geh', sei nit fad! Geh'n ma lieber Kegelscheiben

um an Liter Wein in a g'müatliches Beisel.

SCHERGE.

Wir werden dich auf die Folter strecken!

HANSWURST.

Ja, Schnecken!


Reißt aus.


SCHERGE.

Ha, Kerl, treibst du mit mir deinen Spott!

Ich will dich zwiefeln!!


Schlägt ihn.


HANSWURST.

Hörst glei' auf, du Fallott!


Gibt ihm eine Ohrfeige.
[305]

SCHERGE ruft in die Szene.

He! Kamerado! Bring' Ketten und Stricke!

EIN ZWEITER SCHERGE erscheint mit einem langen Strick und schweren Ketten.

HANSWURST.

Hallo! Jetzt wird's g'mischt!


Ruft.


Cito! Cito! Perlicke!

ZWEI TEUFEL Krumschal und Krustl erscheinen.

Pirrr!

HANSWURST weist auf die Wächter.

Putz weg! Wo is 's Katzerl? Was? Jetzt ziagt's euer Schweifl!

DER ERSTE SCHERGE.

Weh! Kamerado! Flieh!

DER ZWEITE SCHERGE.

Der Teufel! Der Teufel!


Die Teufel fahren heulend auf die Schergen los und werfen sie hinaus.


HANSWURST.

Guat habt's dös g'macht, Kinder!

Jetzt hab'n s' es davon!

KRUMSCHAL.

Nun gib uns sofort deine Seele zum Lohn,

Sonst werden wir dich zerreißen, du Zwerg!

HANSWURST.

Mei' Seel? Ja, die hab i in Wittenberg.

KRUMSCHAL.

Was soll das heißen?

HANSWURST.

Na, das werd's doch wissen:

Oft hat einer schon in die Fremde müssen,

weit in die abscheuliche Welt hinaus.

aber sein' Seel, die laßt er halt z'Haus.

KRUMSCHAL zu Krustl.

Was meinst du, Kollege Krustl, dazu?

KRUSTL.

Mir ist das egal, entscheide du!

KRUMSCHAL.

Also gut. Daß ich seh', daß du die Wahrheit tust sagen,

wollen wir dich gleich nach Wittenberg tragen.

Wir haben dort ohnehin zu tun, denn wir sollen

die Seel' vom verstorbenen Nachtwächter holen.

HANSWURST.

Das wär' a Posten für mich![306]

KRUMSCHAL.

Wir werden ja sehen:

Gibst du uns deine Seele, dann wird's vielleicht gehen.

Jetzt setz' dich auf meinen Buckel geschwind!


Zum zweiten Teufel.


Geh', Krustl, mach a bißl an Feuerwind!


Zu Hanswurst.


Und jetzt sag' »Perlacke!«, aber halt' dich nur

recht fest an die Hörndln.

HANSWURST.

Perlacke!

DIE TEUFEL.

Purrr!!


Indem sie mit ihm abfahren, fällt der Vorhang!


Quelle:
Bruno Ertler: Dramatische Werke. Wien 1957, S. 305-307.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Sophonisbe. Trauerspiel

Sophonisbe. Trauerspiel

Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.

178 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon