Der Reiter

[24] Ich sah zurück auf lange Strecken,

Die ich durch tiefen Sand hinging.

Hier, da, an kahlen Hecken

Ein bunter Fetzen hing.


Das Glück war mir vorausgeritten,

Ich sah seinen roten Mantel wehn, –

Konnt doch mit meinen müden Schritten

So schnell nicht gehn.


Wer hält da vorn im Weg und richtet

Sein Rabenrößlein auf mich her,

Von einem fahlen Glanz umlichtet?

Mein Herz bangt sehr.


»Hast du das Glück nicht reiten sehen,

Du lieber Rittersmann?

Einen roten Mantel im Winde wehen

Mit goldner Troddel dran?«


Da sprach der Tod, und ich erbleichte:

»Dein Glück hält hier«,

Und aus dem Sattel reichte

Er seine harten Hände mir.

Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 24.
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