Die Peitsche euch!

[79] Mit Peitschen will ich euch schlagen,

Mit flammenden Peitschen,

Bis ihr aufschreit:

Halt ein,

Wir haben gefrevelt![79]


Wo sind die gemordeten Seelen,

Die Opfer eurer schlangengiftigen Klugheit?

Leicht, froh, sprang er ins Feld,

Der Genius mit dem Kinderlachen,

Seine Hand klatschte Lust,

Und sein Mund tönte

Freudengesänge.


Wehe! er kannte euch nicht,

Die ihr in Erdlöchern haust,

Stumpf,

Himmelsbotenklängen taub

Und maulwurfsweisheitgebläht.

Tötet ihn, tötet ihn,

Er lästert Gott!


Und ihr schlugt ihn

Und kreuzigtet ihn mit Hunger

Und lachtet:

Seht, welch ein Narr!

Peitschen will ich euch,

Bis ihr im Staube heult!


Wo ist die Sonne, die aufging,

Die ihr nicht begeifert,

Weil sie eure glückliche Nacht störte,

Eure schlafwarmen Höhlen

Dem Tag preisgab.

Wo die Sonne,

Der ihr nicht

Die Sonne von gestern lobtet:

Schäm dich,

Wie matt du brennst.


Die Peitsche euch!

Die ihr vom Blut des Genius lebt

Und ans Kreuz des Gemordeten

Eure grabschänderischen Kränze hängt:

Seht, welch ein Gott!


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 79-80.
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