In der Nacht

[60] Unruhig steht die Sehnsucht auf,

Ihr ist so schwül, sie atmet tief,

Und hundert Wünsche stehen auf,

Die sie am müden Tag verschlief.


Sie rührt der Mutter an den Saum,

Der Mutter Nacht, die achtets kaum,

Und denkt, es wär der Wind, der strich.

Die Wimper hebt sie wie aus tiefem Traum

Und lächelt irr und wunderlich.


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 60-61.
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