Zwanzig Mark

[81] Herr Wirt, heut hab ich zwei Zehner im Sack,

Dafür kann ich den König nicht kaufen,

Und könnt ich ihn kaufen, zwei Zehner im Sack,

Den König mit Krone und Orden und Frack,

Ich lachte und ließ ihn laufen.

Zwei goldene Zehner macht zwanzig Mark,

Ja, zwanzig Mark,

Und die, die will ich versaufen!


Und hier auf dem Tisch, heraus aus dem Sack,

Wie köstlich das klimpert und klappert!

Zwei goldene Zehner heraus aus dem Sack,

Zwei silberne Flaschen, herunter den Lack,

Kein Tröpfchen werde verlappert.

Zwei goldene Zehner macht zwanzig Mark,

Ja, zwanzig Mark,

Doch vor allem, Herr Wirt, nicht geplappert!


Denn hört es ein Dritter, zwei Zehner im Sack,

Die Stadt gleich wird es durchlaufen,

Der Schneider, der Schuster, zwei Zehner im Sack,

Die Wirtin, die Waschfrau, o Weiberschnack,

Sie kommen und zetern in Haufen:

Zwei goldene Zehner macht zwanzig Mark,

Ja, zwanzig Mark,

Und die, die will er versaufen!


Und darum, Herr Wirt, zwei Zehner im Sack,

Was rund ist, was rund ist, muß laufen,

So lauf denn, mein Freund, zwei Zehner im Sack,

He, tummel dich, hurtig! zwei Zehner im Sack,

Zwei »Witwen« will ich mir kaufen.

Zwei goldene Zehner macht zwanzig Mark,

Ja, zwanzig Mark,

Und die, die will ich versaufen!


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 81-82.
Lizenz:
Kategorien: