Strandidyll

Auf dem Rücken im warmen Sand

Nie ein schöneres Lager ich fand.

Murmelnde, kichernde Wellen zu Füßen,

Oben im Wind ein Lispeln und Grüßen

Schwankender Halme und leises Gesumm

Sammelnder Bienen, sonst Stille ringsum.

Ja, ringsum!

Nur selten, bald ferne, bald nahebei

Ein Möwenschrei.


Durch das halbgeöffnete Lid

Blinzelt das Auge hinüber zum Ried.

Blendendes, zitterndes Sonnengegleiße;

Schmetterlingsspiele. Blaue und weiße

Kinder der Stunde. Nun löst aus der Schar

Sich ein bläulich geflügeltes Paar,

Liebespaar!

Das schaukelt und gaukelt und flügelt und giebt

Sich sehr verliebt.


Plötzlich, ei fällt denn der Himmel ein?

Weitet sich, breitet sich bläulicher Schein.[21]

Lässt sich das zärtliche Pärchen nieder

Frech mir gerad' auf die Augenlider?

Aber schon merk' ich's am salzigen Geruch,

Und schon fühl' ich's am derben Tuch,

Schürzentuch,

Und hör es am Lachen, die Grete, die Katz,

Beschlich ihren Schatz.


Seit an Seit und Hand in Hand,

Schäferstündchen am stillen Strand.

Schmeichelnder Wind und schäkernde Wellen;

Faltergeschwirr im zitternden, hellen

Sonnengeflirr überm Dünenhang;

Irgendwoher ein verwehter Klang,

Glockenklang,

Und Hundegebell und das klägliche Muh

Einer einsamen Kuh.


Quelle:
Gustav Falke: Mynheer der Tod. Hamburg 1900, S. 19-22.
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